Mit den Augen denken
- Andreas Neider
- vor 4 Tagen
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Ausstellung zum Steiner Jubiläum im RSH-Stuttgart eröffnet

Eine Woche nach dem Steiner-Jubiläums-Festival auf dem Stuttgarter Schlossplatz konnte am 5. April Akanthos-Akademie Mitbegründer Dr. Christoph Hueck die von ihm konzipierte und kuratierte Jubiläumsausstellung "Mit den Augen denken - ein neuer Blick auf die Geheimnisse der Natur. Goethe und Rudolf Steiner“ vor 80 Besucherinnen und Besuchern im Stuttgarter Rudolf Steiner-Haus eröffnen.
Goethe war nicht nur Dichter, sondern auch Naturforscher. Er wollte die Natur nicht durch hypothetische Modelle verstehen, sondern so, wie sie sich ihm zeigte. In seiner Biologie erreichte er die Erkenntnis des Lebendigen, die auf mechanistische Weise nicht möglich ist. Seine Farbenlehre macht die Harmonie der Farben und die Beziehung des Menschen zur wahrgenommenen Welt verständlich.
Rudolf Steiner knüpfte an diese Naturerkenntnis Goethes an und zeigte, wie man zu den geistigen Ursachen der Naturerscheinungen in Beziehung treten kann, indem man im eigenen Bewusstsein darauf schaut, was man an den Naturerscheinungen erleben kann.
Dabei zeigt sich, dass der Mensch und die Naturerscheinungen nur scheinbar äußerlich getrennt, in Wirklichkeit aber untrennbar miteinander verbunden sind. Denn im eigenen Bewusstsein können die Kräfte, die die Naturerscheinungen hervorbringen, bewusst gemacht und bei vollem Bewusstsein miterlebt werden.


Insbesondere zeigt sich bei dieser Art der Naturbetrachtung, dass die Evolution mit ihren drei Naturreichen des Mineralischen, des Pflanzlichen und der Tierwelt nacheinander aus einem einzigen Urbild, nämlich dem Urbild des Menschen hervorgegangen sind. Die dabei hervortretenden Spezialisierungen der Tierwelt in die Nerven- und Sinnes- betonten Nagetiere, die Stoffwechsel- und Gliedmaßen-betonten Huftiere und die harmonisch zwischen beiden polaren Gruppen stehenden Raubtiere erscheinen als Vereinseitigungen und Ausgliederungen aus diesem dreigliedrigen Urbild des Menschen. Der Mensch selber erscheint zwar in der äußeren Sinneswelt im Laufe der Evolution als letzter, aber nur deshalb, weil zuvor die auf jeweils bestimmte Eigenschaften festgelegten Tierarten aus seinem Urbild ausgegliedert werden mussten. Warum? Damit der Mensch selbst als freies und mithin nicht spezialisiertes Wesen in Erscheinung treten konnte.

Die Ausstellung zeigt dieses sich aus dem Urbild des Menschen ableitende, von Rudolf Steiner aus seiner Beschäftigung mit Goethes Naturanschauung sich ergebende Evolutionsverständnis sowie die Goethe’sche Metamorphosen- und seine Farbenlehre anhand von ästhetisch hervorragend gestalteten paravantartigen Schautafeln.
Als Ergänzung ist außerdem eine Auswahl von farbigen Pflanzen-Zeichnungen des Schweizer Künstlers Arthur Wyss zu sehen, auf denen man die goetheanistisch erforschten Gesetzmäßigkeiten außergewöhnliche Farbigkeit der sprießend-sprossenden und der verwelkend-vergehenden Pflanzenwelt in einmaliger Weise studieren kann.
Die Ausstellung ist täglich von 8.00-20.00 Uhr im Rudolf Steiner-Haus Stuttgart noch bis zum 20. Juli zu sehen. Sie wird ergänzt durch eine Tagung von Freitag, den 9. bis Sonntag, den 11. Mai, zu der man sich hier anmelden kann: www.augendenken.de.
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